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Ort: Wolke21, 1220 Wien

Datum: 13.06.2022

Wer den weltweiten Wettbewerb um die Bildung verliert, setzt die Zukunft des Landes, den Wohlstand und die Finanzierbarkeit der sozialen Marktwirtschaft aufs Spiel, erzählte Harald Christ im Rahmen der hybriden Aufschwung Austria Veranstaltung zu seinem Buch. Seine Überzeugung, dass die Chancen der 20er Jahre genutzt werden müssen, hat ihn dazu bewogen, sein neuestes Buch zu verfassen. Der Band ist eine Kombination autobiografischer Erzählungen, aus Christs jahrzehntelanger Tätigkeit im politischen Herzen Deutschlands und als erfolgreicher Unternehmer, sowie Maßnahmenempfehlungen für eine gelungene Bildungspolitik. 

Zu oft fehlt in der (Bildungs-)Politik der makroökonomische Blick, war Harald Christ überzeugt, der als erfolgreicher Unternehmer das Silo-Denken in der Politik anprangerte. Denn gut gebildete Kinder und Jugendliche sind der Rohstoff einer erfolgreichen Wirtschafts- und Industrienation wie Deutschland. Ein Umdenken ist notwendig: Bildung muss als teures Investment mit hoher Rendite verstanden werden. Denn die Folgekosten schlechter Bildung wirken nicht nur verheerend, sie machen sich auch erst in Abständen von 10-20 Jahren bemerkbar, wenn es bereits zu spät ist. Kurzum: Gute Bildung ist teuer, doch sie zahlt sich auch aus. Gelingt es durch Bildungschancen und qualifizierter Zuwanderung nicht, die massiven Herausforderungen zu bewältigen, riskiere Europa den Anschluss an die restliche Welt zu verlieren. 

Beate Meinl-Reisinger verwies im Gespräch mit Harald Christ darauf, dass sich Österreich in seinem Erfolg immer genügt, im Glauben, dass es keiner Reformen bedarf und bisherige Mechanismen ohnehin wirken würden. Seit der theresianischen Schulreform hat sich im Wesentlichen nichts an der Grundstruktur und dem Verständnis, wie wir unsere Kinder an Bildung heranführen, geändert. Auch gibt es in Österreich keinerlei Pluralitätsdebatte, um langfristig als Standort für Zuwanderung attraktiv zu sein und aktiv qualifizierte Arbeitskräfte nach Österreich zu holen.  

Angesprochen auf die deutsche Ampelkoalition und deren Umgang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine, unterstrich Harald Christ die Notwendigkeit, in schwierigen Phasen zusammenzustehen. Dies gilt insbesondere auch für Europa, sonst besteht die Gefahr auseinander dividiert zu werden. Betreffend die deutsche Abhängigkeit von russischem Gas gab Christ zu bedenken, dass sich das deutsche Geschäftsmodell, billiges Gas als Grundlage des wirtschaftlichen Wohlstands einzusetzen, ändern muss. Ohne rasche Konzepte bleibt nicht nur die Wirtschaftskraft Deutschlands, sondern ganz Europas auf der Strecke.

Am Podium vertreten war Harald Christ, einer der wichtigsten Unternehmer im politischen Berlin und ehemaliger Bundesschatzmeister der FDP. Moderation: Lukas Sustala