Der „Freiheitsindex Österreich“, der 2021 zum vierten Mal von SORA, im Auftrag des NEOS Lab, erhoben wurde, zeigt, dass im vergangenen Jahr das Freiheitsgefühl gesunken ist, während politische Ohnmachtsgefühle stark gestiegen sind. Auch Indikatoren zur Selbstwirksamkeit sind gesunken. So scheint Aufbau von Eigentum für immer weniger Menschen in persönlicher Reichweite. Außerdem litt insbesondere bei der ökonomischen Mitte die psychische Gesundheit und viele berichteten von finanziellen Einbußen.
Während das individuelle Freiheitsgefühl in den Jahren vor der Pandemie in Österreich stabile Werte verzeichnen konnte, lässt die Befragung keinen Zweifel daran, dass das Freiheitsgefühl unter der Pandemie gelitten hat. Jeder vierte Mensch in Österreich fühlt sich nach zwei Jahren Pandemie (eher) unfrei, jeder Fünfte ist der Ansicht, die Demokratie in Österreich sei unfrei.

Ein weiterer wesentlicher Grund für den Rückgang des Freiheitsempfindens sind weit verbreitete Ohnmachtsgefühle. Wie die Ergebnisse des Freiheitsindex und des Demokratiemonitors von SORA zeigen, fühlen sich immer weniger Menschen von der Politik in ihren Entscheidungen berücksichtigt. Waren vor der Pandemie noch 70% des oberen ökonomischen Drittels und 57% des mittleren Drittels der Ansicht, dass die Politik bei ihren Entscheidungen ihre Lebensumstände berücksichtigt, so waren dies 2021 nur mehr 51% (oberes Drittel) beziehungsweise 38% (mittleres Drittel).

Seit 2019 beinhaltet der Freiheitsindex auch Indikatoren zur Selbstwirksamkeit, unter anderem ob die Menschen in Österreich der Ansicht sind, dass sie durch eigene Leistung zu Eigentum gelangen können. So sind zwei Drittel der Meinung mit eigener Leistung kaum noch Eigentum erwerben zu können, egal wie sehr man sich anstrengt.

Ein wesentlicher Grund für die Verschlechterungen im „Freiheitsindex 2021“ sind auch der Einfluss der Pandemie auf die psychische Gesundheit. So zeigt der Index klar auf: Die Auswirkungen der Pandemie sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Während 2020 noch 28% des mittleren ökonomischen Drittels von einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit berichteten, lag dieser Wert im Jahr 2021 bereits bei 42%. Im unteren ökonomischen Drittel hat sich die psychische Gesundheit ebenfalls auf hohem Wert verschlechtert (2020: 53%, 2021: 63%).

Der „Freiheitsindex 2021“ macht deutlich, dass mit Mangel an Ressourcen Freiheitsgefühl und Selbstwirksamkeit sinken. Existenzsorgen und Ohnmachtsgefühle sind Gift für die Freiheit. Eine Gesellschaft hat ein Problem mit dem Aufstiegsversprechen, wenn nur noch eine Minderheit daran glaubt, aus eigener Kraft Eigentum aufbauen zu können. Selbst mit einem – im internationalen Vergleich – sehr gut ausgebauten Wohlfahrtssystem.
Angesichts dieser Ergebnisse ist ein breit angelegtes Maßnahmenbündel notwendig. Für einen Neustart aus der Krise ist es essenziell, den Menschen in Österreich eine Perspektive zu geben. Wir brauchen eine optimistische, zukunftsfrohe Mitte, die an die Zukunft glaubt und bereit ist, an ihr zu bauen. Die politischen Verantwortungsträgerinnen und -träger sind daher dazu aufgerufen, Möglichkeiten des Vermögensaufbaus zu schaffen, das Gesundheitssystem gerade auch für die psychische Gesundheit zu stärken, und durch Transparenz- und Antikorruptionsgesetze das Vertrauen der Bürger_innen in die Demokratie zurückzugewinnen.
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