Aktuelle Studien belegten beispielsweise, dass dem klassischen Aufstiegsversprechen zunehmend weniger Glauben geschenkt werde, unterstrich Janine Heinz auch mit dem Verweis auf aktuelle Studien. So waren im Jahr 2021 über zwei Drittel der Befragten im Rahmen des SORA-Freiheitsindexes überzeugt davon, dass es mit eigener Leistung kaum noch möglich sei, Eigentum zu erwerben, egal wie sehr man sich anstrenge. Nicht nur das Aufstiegsversprechen leide, auch seien Ohnmachtsgefühle – verstärkt durch die Erfahrung der Pandemie – zunehmend in der Mitte zu verorten. Grund zur Sorge sei diese Entwicklung gerade weil sich autoritäre Tendenzen in der Bevölkerung durch das subjektive Empfinden, von „der Politik“ nicht gehört zu werden, verfestigten, so Janine Heinz.
Gefragt über den ökonomischen Zustand der Mitte, gab Monika Köppl-Turyna zu bedenken, dass die vergangenen Jahre keine einfachen waren. Besonders das der Mitte zugeordnete Aufstiegsversprechen habe durch ein volatiles wirtschaftliches Umfeld gelitten. Dadurch bekäme der Mittelstand zu oft das Gefühl, den Sozialstaat aus eigener Kraft tragen zu müssen, daraus aber zu wenig zurückzubekommen, beispielsweise in Form von Bildung, Kinderbetreuung oder Gesundheitsvorsorge. Eine Entlastung des Faktors Arbeit sei daher unumgänglich für eine Stärkung des Mittelstands. Zudem dränge auch die Frage eines effizienteren Mitteleinsatzes, so Köppl-Turyna, die einmal mehr eine Reform des Finanzausgleichs einforderte.