Das Umweltbundesamt beschäftigt sich seit langem mit dem Klimawandel, und uns sind die dramatischen Konsequenzen für Wirtschaft und Gesellschaft bewusst. Die bisher ergriffenen Klimaschutzmaßnahmen reichen bei Weitem nicht aus, um die Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen und eine Klimakatastrophe zu verhindern. Die breite Bevölkerung weiß und glaubt mittlerweile auch, dass die Klimakrise real ist. Aber was tun mit diesen Endzeitszenarien? Die gute Nachricht ist, dass es immer noch Hoffnung gibt. Wir können mit zusätzlichen Maßnahmen die Auswirkungen der Klimakatastrophe zumindest eindämmen. In Österreich muss es uns rasch gelingen, zumindest den nationalen Klima- und Energieplan vollständig umzusetzen. Die Europäische Union geht mit dem EU Green Deal mutig voran und setzt neue Maßstäbe für internationale Märkte, wobei uns hier China, Indien und andere Schwellenländer bereits überholen.
Eine Episode mit meinem ältesten Sohn hat mich kürzlich persönlich sehr betroffen gemacht. Er ist 12 Jahre alt. Eines Abends kam er zu uns und sagte, dass er nicht schlafen könne, weil er so große Angst vor dem Klimawandel habe. Jetzt sei Energie teuer, wir hätten keine Klimaanlage, es gäbe kein Wasser mehr, überall werde es so heiß, und draußen verbrenne alles. Er wüsste nicht, wie er das alles schaffen solle. Als Mutter war ich kurz sprachlos, so eine Existenzangst beim eigenen Kind zu erleben, ist schrecklich. Ich habe nachgedacht und ihm dann geantwortet: "Pass auf, wir Menschen sind so intelligent, erfinderisch und clever, besonders ihr Jungen! Uns werden bestimmt noch Lösungen einfallen. Wir haben so viele neue Technologien, und wir haben einander! Wir Menschen halten zusammen, wenn es drauf ankommt! Wir haben schon schlimme Krisen gemeinsam gemeistert, und wir lassen Euch Kinder nicht alleine! Wir großen Erwachsenen sind hier, um euch dabei zu unterstützen, auch in Zukunft noch gut zu leben."
Es ist meine feste Überzeugung, dass es unsere aller Verantwortung ist, unsere Kinder dabei zu unterstützen, wie sie mit der Klimakrise, der schwindenden Biodiversität, den Pandemien und den vielen zukünftigen Krisen und Katastrophen fertig werden können. Wir müssen radikal hoffen, dass wir die Klimaneutralität bis 2040 weltweit erreichen können. Hoffnung ist die Grundvoraussetzung für jede Art von Veränderung. Hoffnung schafft Mut. Mut schafft Tatendrang und setzt ungeahnte Energien in uns frei. Wir brauchen viel Mut, Kraft und Tatendrang. Wir müssen uns gegenseitig Mut machen und nicht zurückweichen oder in Furcht erstarren. Wir dürfen nicht resignieren und aufgeben, denn ohne Mut wird es keine Veränderung geben und ohne Hoffnung können wir keine nachhaltige Transformation herbeiführen. Wie kann ich meinen Kindern in die Augen sehen und sagen, wir machen weiter wie bisher, denn es ist eh schon egal?
Für mich bedeutet Transformation, zuerst zurückzuschauen, aus Fehlern zu lernen und dann ins "Jetzt" zu schauen, um die notwendigen Maßnahmen zu benennen, die wir brauchen, und unser Ziel in der Zukunft fest im Blick zu behalten, darauf zuzusteuern und es nicht aus den Augen zu verlieren. Das Umweltbundesamt ist dabei ein vorausschauender Navigator mit einem Kompass, Echolot und Windmesser - messbare Fakten, der uns einen Kurs berechnet, uns bei Abweichungen warnt und uns dann streng auf Kurs hält oder Alternativrouten aufzeigt.
Bei fatalistischen Argumenten machen mir die vielen Innovationen im Klima- und Energiebereich, neue Technologien aber auch unser soziales Wesen wieder Hoffnung. Vor fünf Jahren hätte niemand geglaubt, dass GreenTech funktioniert und auch ökonomisch die bessere Option ist. Aber erst mit der Lektüre von "Im Grunde gut" von Rutger Bregman habe ich erkannt, dass wir Realismus sehr oft mit Zynismus verwechseln. Wenn wir den Jungen sagen: "Sei doch mal realistisch!", bedeutet das oft: "Gib die Hoffnung auf!" - obwohl Forschung und Studien genau das Gegenteil beweisen! Wenn wir sagen "Sei doch mal realistisch!", sollten wir vielmehr sagen: "Was haben wir nicht schon alles erreicht, also können wir auch das schaffen!" Dass es nicht einfach wird, ist klar. Daher müssen wir bewusst aus der Komfortzone heraustreten, akzeptieren, dass sich die Welt verändert hat und dass wir nicht mehr so weitermachen können wie bisher. Nur wer kooperiert, wird überleben - nicht der Stärkere, der sich alleine durchsetzt, sondern nur gemeinsam sind wir stark. Zukunftsforscher haben 1999 festgestellt, dass sich "dieses Internet" nicht durchsetzen wird, also sind wir in unseren realistischen Einschätzungen tatsächlich unserer Zeit hinterher.